kajaktour.de

.

Startseite

Österreich-Karte

Schweiz-Karte

Frankreich-Karte

Flüsse

Pegel & Wetter

Camps & Touristik

Links

Gäste

Türkei

Ein Reisebericht über einen Wildwasserurlaub im Dezember 2004

Nehmt Euch ein wenig Zeit für unsere erlebten Zeilen und träumt mit uns vom Orient! Viel Spaß! Euer Stefan

Hinflug nach Antalya

Nein, kein Traum, denn wir sind alle am 11. Dezember 2004 insgesamt zu acht von 4 Flughäfen aus Deutschland abgeflogen und im Südwesten der Türkei, in Antalya, um kurz vor Eins in der Nacht gelandet. Das mit dem Check In in Deutschland war kein Problem, obwohl ich da die meisten Bedenken hatte. Erstens: dass mein Kajak nicht zum vereinbartem Preis transportiert, zweitens: ob ich es auch in Antalya wiedersehen würde.

Flughafen:
Schon am Flughafeneingang haben wir alle Blicke auf uns gezogen. Werner hat uns zum Flieger gebracht. Wir hatten die Kajaks bereits schon daheim in Folie verpackt, so wie die Fluggesellschaft es wünschte. Also schnappten wir uns einen Kofferwagen und stapelten quer darauf die Kajaks, Taschen und Rucksäcke. Ach ja, das Paddel im Skisack darf natürlich nicht fehlen.

So zuckelten wir los mit unserem Wagen in Richtung Hauptgebäude.

Das erste Hindernis (verblockte Engstelle) wartete bereits schon auf uns. Die Glasschiebetür öffnete sich nur soweit, dass ein Faltkajak durchgepasst hätte. Also abpacken und alles einzeln durch die Schleuse. Wir steckten noch in der Tür fest, während der Bus mit den Asiaten in Anmarsch war. Achtung, Floh, die Tür zerquetscht gleich Deine Tasche! Im gleichen Moment waren wir von den Asiaten umzingelt. Wir legten die Flughafentür einige Minuten lahm! "Wie die uns alle anschauen", sagte Floh zu mir. Ja, wir sahen ja auch aus, als wollten wir für lange Zeit aussteigen. Aber nur wir wussten, dass es ein sommerlicher Wintertrip für eine Woche werden sollte.

Check In
Floh musste zwar sein Boot 2x durch die Durchleuchtungsanlage beim Sperrgepäckschalter schieben. Nachdem die Zollbeamten über das, was alles in so einem Boot verschwinden kann, lächelten, hatten wir unser Gepäck aus den Händen. Der Flug war äußerst ruhig und die Stewardessen äußerst hübsch. Zu Essen gab es Nudelauflauf, Bohnensalat, Quarkbrötchen und Kaffee mit Kuchen. Efes, das türkische Bier kostete 2€ und Alkoholfreies nach Zuzwinkern und Lächeln vom Floh regelmäßig gratis.

Landung
Wumms, wir sind in der Türkei. Oder so ähnlich! Am Ausgang warteten bereits alle anderen auf uns. Wir waren die letzten die gelandet waren. Auch Ufuk unser Kontaktmann wartete mit unserem Fahrer Eminem pünktlich mit einem Ford Transit (14 Sitze und Hänger) auf uns.

Puuuhh, dachte ich mir, das hat auch geklappt, denn die Emails und Telefonate waren zwar alle positiv, aber ein wenig Unsicherheit hatte ich trotzdem im Bauch. Hätte zwar Plan B in der Tasche gehabt, aber so war alles perfekt.

1 3/4 Std. fuhren wir noch bis zum Hotel. Dort gab man uns um 2:30 unsere Bungalow-Zimmerschlüssel. Aufgekratzt plauderten wir uns langsam in den Schlaf.

Guten Morgen!

Die Sonne scheint ins Zimmer, es ist halb acht und durch die Terrassentür kommt frühlingshafte laue Luft. Schönen strahlend blauen Himmel und die Sonne so warm. Das tut gut! In der letzten Woche hatte ich die Sonne gar nicht gesehen, so grau war das Wetter in Deutschland. Palmen direkt vor unserer Veranda und das Meer konnten wir auch schon riechen.

Auf zum Frühstück. Wo es das wohl gibt? Irgendwo im Garten, sagte uns der nette Mann an der Rezeption. Ja, dort in der kleinen Moschee, dort riecht es nach Kaffee und Tee.

Ein großes Frühstücksbüffet mit allem Erdenklichen und die saftigen, frischen, leckeren Früchte mit oder ohne Joghurt. Oder, wer es deftig mochte, griff zu Würstchen mit Kartoffeln. Für mich war erst mal ein hartgekochtes Ei fällig.

Cöpri Cay I - der Standartabschnitt

Abfahrt 9:00. Auf ins Taurusgebirge zum Cöpri Cay (oft auch Köprücay geschrieben). Diesen Flussabschnitt mit 13 Kilometer WW II-III+ hatten wir uns für den ersten Tag zum Einpaddeln vorgenommen. Der Cöpri wird in der Saison ab Frühjahr kommerziell beraftet. 30 Anbieter buhlen um die Touris. Da wird einiges los sein auf diesem schönen Fluss. Da kann man nur hoffen, dass die Türken ihre Natur hier nicht zu sehr strapazieren. Der Abschnitt ist leicht und im offenen Flussbett. Schöne Anfangsschlucht bei der man oberhalb einsetzt und schöne Spielstellen lassen diesen Abschnitt uns langsam ans Paddeln gewöhnen.

Das Wasser war sehr warm, was wohl an den vielen Karstquellen liegen wird. Vor unserem Ausstieg an einer Brücke, fing es gerade noch mal an, spritzig und turbulent zu werden.

Schade, was mag wohl danach kommen und wieso ist das nicht beschrieben. Sollen wir? Nein, lass uns das noch mal auf der Karte genau ansehen und öfters in die Schlucht einsehen. Wer weiß, was kommt.
Also booteten wir aus. Eminem hatte unsere Boote geladen in der Zeit als wir uns umzogen. Was für ein Service!

Wir schauten noch 2x in die Schlucht und kletterten soweit wie möglich jeweils bis zur Kante. Super schön und anspruchsvoll. Wir beschlossen diesen Abschnitt in den nächsten Tagen zu befahren.

Uwe und ich gingen diesen Abend früher ins Bett. Wir hatten beide sehr anstrengende Tage hinter uns. Die anderen feierten noch in der Hotelbar, tanzten die Nacht durch und starteten im Morgengrauen noch ein warmes Feuer am Strand.

Alara - der Unterlauf (... die Schlucht ohne Ende!)

Abfahrt 9:00. Ja, das mit der Abfahrt hatte mal wieder nicht pünktlich geklappt. Die Mädels ließen mal wieder auf sich warten. Ich wurde nervös und grantig, weil ich genau wusste, dass es ein harter und langer Tag werden würde.

Obwohl die Alara ca. 200m neben unserem Hotel mündet, fuhren wir schließlich um 10:00 Uhr direkt zum Einstieg in 750m Höhe und waren an der Brücke um 12:00 Uhr. Die Strassen waren zwar klein und wellig, aber in einem guten Zustand und asphaltiert. Ich kenne da ganz andere Strassen aus meinen bisherigen Reisen. Wir lasen nochmals die kurze Beschreibung und stellten fest, dass es zeitlich knapp werden würde. 30km laut Beschreibung! 5 Stunden würden wir wohl benötigen.

Ich erklärte unserem Fahrer noch den Ausstieg und informierte ihn, dass er auf JEDEN FALL dort warten sollte, egal wie spät! Und wenn wir nicht kommen würden, schlafen wir in der Schlucht, scherzte der Gert noch!

Die Tour
Auf ging es. Es sollte uns WW II-IV+ erwarten und mind. 2 unfahrbare Stellen (Anmerkung: Alle Angaben in diesem Bericht sind immer auf mittlere Wasserstände bezogen). Die ersten Kilometer waren sehr anspruchsvoll und ich dachte mir noch, wenn das so weiter geht wird es ein heftiger Tag.

.

.

Lange und ruhige Strecken wechselten mit abrupten Stufen und immer in der Schlucht mit wunderschönen Halbklammen.

Kommt, wir müssen weiter, schrie es von vorne!

Wir teilten uns in 2 Gruppen, um bei den Stellen, die besichtigt werden mussten, nicht zuviel Zeit zu verlieren. Auf der Hälfte sollte doch eigentlich die erste unfahrbare Stelle kommen!

Nur diese ließ auf sich warten! Eher ging es durch enge Schlitze und schöne Stufen. Und dann wieder diese ewig langen, ruhigen Strecken. Unsere Arme wurden länger und länger! Jeder hätte jetzt gerne eine Pause gemacht. Aber wir hatten noch nicht mal die Hälfte und die Sonne stand schon verdammt tief!

Wo wir wohl waren? Wir saßen doch schon Stunden im Boot und dürften doch bald durch sein. Jeder sprach darüber, jeder dachte nicht anders. Aber diese Stelle. Und wie spät war es? Wir verspürten langsam Hunger und Durst und auch die Beine mal vertreten wäre angenehm. Aber wir mussten weiter. Die Zeit lief uns davon. Aus der Schlucht zu entkommen wäre sicherlich irgendwo möglich gewesen, aber viele Höhenmeter und ein halber Tagesmarsch bis zur nächsten Strasse durch Dickicht? Na ja, paddeln wir weiter und verlieren wir keine Zeit.

Jetzt kam die Stelle, der beschriebene, unfahrbare Wasserfall von 8 Metern? Na ja, unfahrbar ja, und schnell umtragen. Aber 8 Meter? Das stimmt nicht. Vielleicht 3-4 Meter und der gesamte Fluss floss in einen Steinverhau und Siphon.

Also nicht aufhalten! Uwe und Floh starteten mit einem Alpinstart und der Rest setzte unten ein. Volker riskierte sowieso nichts mehr, da er sein C1 Paddel bereits nach wenigen Kilometern zerbrochen hatte und mit seinem Reservepaddel, welches aber auch schon altersschwach war, unterwegs war.

Wir waren platt und die Dämmerung setzte ein! Laut Beschreibung hätten wir jetzt die Hälfte, aber nachdem wir bisher durchgekeult hatten und keine Pause gemacht hatten .... Da stimmte etwas nicht! Was sollten wir machen? Weiter, nicht diskutieren, wir kommen sonst in die Dunkelheit!

Die zweite unfahrbare Stelle kam und alle konnten gerade so noch davor anlanden. Das Kehrwasser war klein und flach bevor es über eine Stufe in den Siphon ging. Gott sei dank haben wir das noch rechtzeitig erkannt! Wäre es einige Minuten später gewesen, hätten wir es in der Dunkelheit nicht mehr gesehen!

Die Nacht
Eh, jetzt war es echt gefährlich ! Wir sahen nichts mehr. Wir waren alle platt. Und beim Umtragen dieser Stelle hatten wir alle weiche Knie, vor Erschöpfung und Unterzuckerung! Der Paddelhungerast meldete sich. Unkonzentriert setzten wir wieder ein.

Es war ruhiger und die Dunkelheit ließ die Steine als Schatten erahnen. Aussteigen und raustragen war selbstmörderisch. In der steilen Felswand wäre ein Absturz vorprogrammiert! Mehrere Feuer machen und die Nacht in den nassen Sachen bei Frosttemperaturen in der Schlucht verbringen? Wir spielten mit dem Gedanken. Jetzt musste doch die Schlucht aufmachen. Wir saßen bald 7 Stunden im Boot oder waren wir gleich im Meer?

Kurve um Kurve. An einer weiteren, leicht, sehr leicht verblockten Stelle kam es noch zu Kenterungen. Wir konnten einfach nicht mehr! Jeder wollte nur noch raus aus dem Abenteuer! Boote ausleeren, seinen Freunden helfen und weiter ging es. Wildwasser war es jetzt keines mehr.

Die Ankunft
2 Flussschleifen weiter, dort, dort, seht ein Licht, ein Haus, der Ausstieg, Juchuuuuuu!!! Wir waren durch. Wir waren glücklich. Und unsere Körper waren eh nur noch Maschinen gewesen!

Dort seht, Eminem, unser Fahrer mit dem weißen Bus. Er hatte die Warnblinkanlage eingeschaltet und blinkte mit dem Fernlicht. Schreie vor Freude dröhnten durch die Nacht. Es war stockfinster! Wir landeten an und ich trug das Boot die Böschung hoch.

2 Meter vor der Strasse, auf dem das warme Auto mit laufendem Motor stand, fuhr das Auto plötzlich los. Ich stand wie gelähmt da! Wir hatten es doch geschafft, und was sollte das jetzt? Ich war nun wirklich nicht mehr für ein Späßchen aufgelegt. Weg. Wo ist er hin!

Im Nachhinein stellte sich raus, er konnte uns wegen der Dunkelheit ja nicht sehen und gehört hatte er uns auch nicht. Er hatte mitgedacht und fuhr ab und zu die Straße am Fluss mit dem Warnblinklicht auf und ab und suchte mit den Scheinwerfern das Ufer ab, um uns zu finden. Er war so aufgeregt wie wir. Er machte sich Sorgen, große Sorgen, da die Nächte kalt waren!

Auf der Heimfahrt nur wenige Minuten zum Hotel hielten wir bei einem Cafe und Minimarket und gönnten uns erst mal einen Raky (National Schnaps). Als wir auf der Karte nachsahen, von wo bis wo wir gepaddelt waren, stellten wir fest, es waren 46 km und nicht wie beschrieben, die 30 km. Auch die unfahrbare Stelle war nicht bei der Hälfte, sondern eher im letzten Drittel. Wir werden diesen Fluss komplett neu beschreiben. Es stimmte nur wenig!

Tag des großen Paddlerausfalls ... oder die Große Schlucht des Manavgat

Alle hatte ich verheizt. Ich mich auch, gebe ich zu! Aber dennoch wollte ich auch diesen Tag wieder Neues entdecken und keinen Hoteltag wie die anderen machen. Ich war zum Paddeln gekommen. So starteten wir nur zu dritt (Uwe, Floh und ich) zum Manavgat. Die Anfahrt dauerte lange, da es über einige Bergrücken ging. Wir fuhren zum Einstieg der großen Schlucht.

Es war zum Einsteigen eh schon zu spät. Wir schauten in unsere zusammengetragenen Informationen. Mindestens 8 Stunden waren veranschlagt und auf den ersten 4 Kilometern muss getreidelt bzw. sehr viel umtragen werden, bis die Karstquellen 35 Kubik Wasser dazubringen und der Manavgat zum echten Wuchthammer im 5. bis 6. WW Grad wird. Nein, das wollten wir und konnten wir uns heute nicht geben. Also entschlossen wir uns, den Manavgat zu Fuß zu erkunden.

Wir mussten dabei mehrere Male den Fluss durchschwimmen um auf der gegenüberliegenden Seite weiter vorzudringen. Bis zu den Quellen haben wir es nicht geschafft, trotzdem war es ein schöner Tag.

.

Zusätzlich haben wir uns noch die Oberläufe angesehen. Hier ist jede Menge schweres und teilweise noch unentdecktes Wildwasser. Tiefe Schluchten mit sicherlich vielen unfahrbaren und extremen Stellen.

Viele Siphons werden auf unachtsame Paddler warten! Die Steine liegen nur sehr locker übereinander und überall fließt es durch.

Cöpri Cay II - eine Erstbefahrung?

Heute sollte die große und lange Cöpri Schlucht in Angriff genommen werden. Also, wir stiegen bei einer Raftstation auf der oberen Strecke ein, die wir bereits am ersten Tag gepaddelt waren und spielten mindestens eine Stunde auf einer wirklich schönen und schnellen Welle. Es fehlten nur unsere kurzen Stummelboote. Aber wir sollten es noch zu schätzen wissen, dass wir die dickeren gewählt hatten.

Auf der Brücke wartete Thomas mit unserem Fahrer Eminem. Doch dieses Mal fuhren wir weiter! Wir wussten nur, dass eine Gruppe an einer Befahrung dieser Strecke bereits auf den ersten Metern gescheitert war und ausseilen musste. Wir waren gespannt, nervös und neugierig zugleich. Gert, der erfahrenste aus der Gruppe, bot sich an, voraus zu fahren.

Es plätscherte um die nächste Kurve. Dann kräftiges Rauschen! Der erste Abfall. Diesen konnten wir mit einem langen Hals befahren. Ganz rechts über mehrer kräftige Stufen wurden wir durchgeblasen. Drop und Pool. Aber was für ein Drop! Und was für ein großer Pool. Mich stellte es auf und ich Schlug einen Purzelbaum. Gut, dass mittlerweile meine Rolle sitzt in solchen Situationen. Auch Uwe mit dem dicken Diesel hatte zu kämpfen. Nun ja, die nächste Stelle wartete bereits auf uns, eine Felsgasse, die wir uns vor der Befahrung angesehen hatten. Die Walze am Eingang müsste gehen, hatten wir beschlossen. Im kleinen, ziehenden Kehrwasser des Felskanales kreiste lauter Flussgut!

Alle haben diese Stelle gemeistert, obwohl einer bereits am Einstieg geschwommen war. War das die Nervosität vor dem Ungewissen!

.

.

Immer tiefer ging es in die Schlucht, die Felsen blank und senkrecht. Eine sehr beeindruckende Landschaft und immer Sonne, in der es angenehm warm war. Was für eine Kraft diese noch zu dieser Jahreszeit hatte.

Donner und aufsteigende Gischt ließen uns rechtzeitig an einer kleinen Felsnase zum Besichtigen anlanden. Jetzt kletterten wir in den Rissen von einem kleinen Absatz zum anderen, um wenigsten einen Blick zu erhaschen, was uns dort erwartete. Ziemlich weit oben hatten wir ein kleines Plateau auf dem wir die Stelle beurteilen konnten.

Aber wir waren weit oben und von da sieht ja alles irgendwie machbar aus. Also ganz links zog es in eine Unterspülung und schied damit schon mal aus. Rechts, ja erst die Chicken-line, um ja nicht nach links gezogen zu werden um dann neben dem hohen überspülten Stein die ganze Sache zu umgehen. Irgendwie machbar, aber gebrodelt hat es dort heftig. Ob wir die Route auch erwischen würden und was kommt danach? Die weiteren einsehbaren Meter waren ruhig und sprachen für eine Befahrung, denn ein Entkommen aus der Schlucht und dann noch auf der falschen Seite wären sehr mühsam gewesen.

Gert legte die Route fest, hatte aber bereits noch vor dem eigentlichen Kriterium einige Schwierigkeiten. Aber ist dennoch durchgekommen. Gert stieg unten aus und sicherte mit einem Wurfsack. Sein Zeichen Daumen hoch und V+ für die WW-Stufe. Nun, jeder kämpfte jetzt mit seinen Gedanken. Letztendlich haben alle mehr oder weniger diese Stelle gemeistert.

Weiter ging es auf stehendem Gewässer um die nächste Kurve! Und wieder dieses Grollen und da oben seht ihr ihn winken? Ja, unser Fahrer auf der Felskante, er signalisierte uns ein Kreuz! Unfahrbar! Schnell raus !

Gerade rechtzeitig direkt vor dem großen Abfall konnten wir das Kehrwasser erreichen. Eine kleine Kiesbank von 1x1 Meter. Puhh mir ging die Pumpe! Aussteigen und Hochseilen um die nächste Stelle anzusehen. Ist diese wirklich unfahrbar oder hatte Eminem nur Angst um seine Geldgeber? Gut, dass Floh die Kletterausrüstung dabei hatte!

Auf der Felskante sahen wir das ganze Ausmaß. Nach dem Abfall ein weiterer, langer V-Katarakt! Danach ging es noch mal in einen kleinen Pool und dann verschwand der ganze Fluss unter einem riesigen Siphon. So etwas hatte noch nie jemand von uns gesehen. Der gesamte Fluss, der bis hier richtig wuchtig war, verschwand einfach so! Ich war froh, rechtzeitig am Ufer zu stehen! Wer weiß, ob wir da heile wieder raus gekommen wären. Und Danke noch mal an diesen zuverlässigen Fahrer, der immer zur Stelle war, wenn man ihn brauchte.

Wir seilten aus, Boote, Paddler, Ausrüstung.

.

.

Lang kann die Schlucht nicht mehr gewesen sein, aber wir hatten genug Adrenalin geschnuppert und mussten weiter, da wir noch heute Abend noch bis zum nächsten Fluss fahren wollten. 350 km, um dort 2 Tage zu verbringen und wir mal nicht im Hotel schlafen wollten.

Nach einem ausgiebigen Abendbrot ging es dann zum Dalaman.

Auf zum Dalaman
Genau zur Rush Hour in Antalya kamen wir an. Da werden 3-spurige Straßen mal eben 6-spurig gemacht und auf der Kreuzung steht trotz Ampel ein Polizist und versucht im Chaos verkeilter Autos wild gestikulierend den Verkehr zu regeln. Wir hatten diese Chaos fast geschafft, als uns die Polizei anhielt und Eminem runtergehandelte 40.000.000 Lire für ein kaputtes Licht berappen musste.

Bis in den letzten großen Ort vor dem Dalaman hatten wir es geschafft (23:30 Uhr) um hier die Nacht zu verbringen und die letzten Kilometer am nächsten Morgen auf der schlechten Piste zurück zu legen.

Eminem organisierte wieder, wie bestellt, eine trockene und nach dem Einheizen auch warme Unterkunft. Diese war für türkische Vagabunden oder so. Jedenfalls kostete sie nichts.

Warm durch einen Ölfass-Ofen und Betten gab es sogar auch, obwohl der eine oder andere lieber die Isomatte bevorzugte, um am warmen Ofen einzuschlafen. Dank Raky (Schnaps) nachts minus 7 Grad auf 1480 Metern.

Dalaman - die Standartstrecke

7:30 wecken. Ach Frühstück brauchen wir, sonst stehen wir den Tag nicht durch! Kein Problem. Eminem führte uns eine Treppe hoch und dort erwartete uns ein alter Herr hinter einer Theke. Frühstück wie wir es kennen oder uns vorstellten gab es natürlich nicht, aber dafür eine warme Suppe mit viel, viel Brot. Das musste reichen.

.

.

Der Dalaman war ein richtiges Kajakschmankerl. Anspruchsvoll, wuchtig und in grandioser Landschaft (12 Kilometer WW III-IV, 1 x V umtragbar).

Nur schade, dass am Ausstieg Berge versetzt werden und der Fluss in wenigen Jahren im Aufstau verschwinden wird.

.

.

.

Wir sind stolz ihn noch erlebt zu haben!

Rechts die alte Brücke Aküprü.

Als Kick stand dann noch der 12 Meter hohe Sprung von der neuen Straßenbrücke in den Pool des milchigen und kalten Dalaman. Eminem trug derweilen unsere Boote zum Auto und sagte nur:" My service". Tja, paddeln wie ein Pascha im Orient!

Auf der Rückfahrt sahen wir uns noch Küstenorte an und schlemmten frischen Fisch im Restaurant direkt am Kai. Eminem bestellte für alle noch einen schwarzen Tee und ab ging es 5 Stunden zurück zum Hotel. Ankunft 00:00 Uhr. Die Pförtner wunderten sich schon lange nicht mehr über uns!

Dim Cay - der letzte Paddeltag

Der Dim Cay sollte noch in Angriff genommen werden. Ein tolles Tal! In dem glasklaren Wasser standen viele, sehr viele Forellen. Restaurant an Restaurant reihten sich im Unterlauf am Ufer auf, mit Bäumhäusern und Terrassen über dem Fluss. Im Sommer eine Attraktion. Wir paddelten die Schlucht bei wenig Wasser, aber dafür mal wieder richtig beeindruckt von der grandiosen Natur und Landschaft (bei mittleren Wasserständen WW II-IV).

Auch dieser 13 Kilometer lange Abschnitt wird in 2 Jahren mit seinen vielen Baumhausrestaurants im Stausee versinken.

Am Abend sahen wir uns noch Alanya an und als der Muhezin zum Gebet rief, gönnte ich mir noch meinen Besuch beim Barbier. 6 € für Waschen, Schneiden, Rasieren, Massieren, Cremen und, und, und ... (45 Min) und dass bei meinen kurzen Haaren! Ich war wie neu geboren. Floh hatte sich derweilen mit Tabak und Wasserpfeife auf dem Markt eingedeckt und die Mädels hatten diverse Gewürze erhandelt.

Zum Abschluss ging es nun ins Hamam. Für Floh DAS Erlebnis in der Türkei (außer Paddeln).

Rückflug nach Deutschland

Gut gelandet bei Schneesturm in Nürnberg mit Zwischenlandung in Leipzig feierten wir die Nacht durch und stiegen um 7:30 im Hallenbad in Amberg zum sonntäglichen Kentertraining ins Boot.

P.S. Der Flug incl. Hotel hat uns 195,-€ gekostet. Der Fahrer hat 100,- € pro Tag erhalten + Sprit (Abholung am Flughafen und Bringen waren im Preis inbegriffen).

Detaillierte Informationen zu den Flüssen bei www.kajak.at unter `Flußinfo´-`Flüsse´-`Türkei´ sowie etwas auch im Kanumagazin Nr. 3 aus dem Jahr 2003.

Euer Stefan Matheja
Hersbruck im Dezember 2004

Hat der Bericht Euch gefallen? Über eine Antwort würde ich mich freuen: smatheja@t-online.de

Fotos Nr. 1, 3, 6, 12, 14 u. 16 von Floh Zaczek; Fotos Nr. 8 u. 9 von Uwe Kallweit; alle anderen von Stefan Matheja

Translate I Seitenanfang I Flüsse