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Albanien

Albanien - unbekannte Paddelperle im Süden

Ein Reisebericht über eine Wildwassertour im April 2006

Nach Griechenland hat es schon viele deutsche Paddler verschlagen. Im Nachbarland Albanien sind die wenigsten gewesen. Dabei fristet das Land im Süden Europas zu Unrecht ein Aschenputteldasein.

Wem auch immer ich im Bekanntenkreis kurz vor der Abreise erzählte, dass ich in den Urlaub nach Albanien fahre, gab mir mit unmissverständlicher Mimik zu verstehen, dass ich nicht alle Tassen im Schrank habe. Die allgemeine Meinung war, dass es im wilden Süden ungemein gefährlich ist und dass das Land vom Kommunismus so zerrüttet sein muss, dass es keine Reise wert ist.
Was allgemeine Sicherheitsbedenken betrifft, so können die nach kurzer Lektüre der Web-Seite des Auswärtigen Amtes und den Ausführungen jedes Albanien-Reiseführers schnell zerstreut werden.

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Ebenso kamen bei unserer achtköpfigen Truppe zu keinem Zeitpunkt Zweifel an der Attraktivität des Reiselandes auf, nachdem wir im Internet Fotos von einigen Flüssen gesehen hatten.

Die Müdigkeit der ca. 24-stündigen Anreise über Slowenien und Kroatien hatten wir uns in zwei Tagen in der Tara-Schlucht und auf der Moraca (beide Montenegro) weggepaddelt, so dass wir topfit zu den Grenzformalitäten antreten konnten, deren zweitgrößtes Kuriosum darin bestand, dass man durch eine Senke mit einer widerlichen Brühe fahren musste. Einzig mögliche Erklärung für diese angebliche Desinfektion sind die zwei Euro, die man dafür abdrücken muss. Größtes Kuriosum war, dass der Zollbeamte neben seinem Häuschen im See angelte, als wir ankamen.
Der Papierkrieg belegte dann mit 20 Minuten Dauer im weltweiten Vergleich eigentlich noch keinen Spitzenplatz.

Nachdem wir zunächst die zahlreichen Mercedesmodelle aus den 70er und 80er-Jahren bewunderten, die uns mit haarsträubenden Überholmanövern einen ersten Eindruck von albanischer Fahrkultur vermittelten, hatten wir kurz vor Shkodra unvermutet die schwierigste Befahrung des Urlaubs - und auch noch als Zwangspassage - zu bewältigen:

Die zehn Kilometer Schlaglochstrecke waren für sich schon ein glatter Fünfer, abgerundet durch das Fahrverhalten der anderen Verkehrsteilnehmer hatte die Sache dann ein bisschen den Charakter eines Stock Car-Rennens.

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Auf der Weiterfahrt machten wenig ansprechende Architektur und Müllberge am Straßenrand Appetit darauf, endlich an den ersten Bach zu kommen.

In der Hauptstadt Tirana angekommen, waren wir überrascht, wie nobel dann doch der Ausgehbezirk der Stadt ist, wo wir uns abends mit Gent Mati, Albaniens einzigem Paddler, der uns die nächsten Tage begleiten sollte, in einem Restaurant trafen.

Am nächsten Tag ließen wir unseren nicht geländetauglichen PKW auf einem bewachten Parkplatz zurück und machten uns mit Gents Jeep und unserem VW-Bus Richtung Süden des Landes auf.

Die Befahrung des Lengarices-Unterlaufs, der in den Vjosa mündet, könnte man wohlwollend mit der Floskel "Einpaddeln auf leichtem Wildwasser" versehen, um sich darüber hinwegzutrösten, dass das Verhältnis zwischen fünfstündiger Anreise und gebotener Wildwasserqualität nicht ganz gestimmt hat.

Am Einstieg des Lengarices

Egal, wir wussten, dass die Highlights noch kommen würden. Zudem verlief der Abend ja auch schon ganz lustig.

Ein Albaner, in dessen Hotel wir für einen Euro pro Nase im noch nicht ausgebauten Erdgeschoss übernachten durften, hatte unsere komplette Truppe auf ein bis sieben Gläser extrem leckeren Weins eingeladen. Da wir uns letztendlich gar nicht verständigen konnten, hat er dann Fernsehen geguckt, während wir in seiner Bude saßen.

Die Gastfreundschaft in Albanien ist im Allgemeinen sehr groß. Mehr als ein Mal wurde uns Hilfe angeboten, und das nicht nur von Albanern, die in Deutschland wohnen oder gewohnt haben, sondern auch von Leuten, mit denen wir uns dann letztendlich mangels Sprachkenntnissen gar nicht unterhalten konnten.

Was wir mit den bunten Gerätschaften auf unseren Autos vorhaben, hat viele interessiert. Die Polizei hat uns gleich mehrfach angehalten, nicht wegen irgendwelcher Vergehen, sondern nur, um sich gestikulierend über die Boote zu wundern.

Die nächsten drei Tage verbrachten wir in drei Etappen auf dem Devoll, der auf 50 km Wildwasser vom Feinsten bietet. Schon am ersten Tag präsentierte er sich im Oberlauf recht wuchtig, obwohl er da noch nicht besonders breit ist, und wartete mit mehreren wildwassertechnisch interessanten Stellen auf. Was das Vergnügen dieses ersten zehn Kilometer langen Teilstücks trübte, waren die vielen Plastiktüten, die überall die Ufer säumten.

Der erste schwere Katarakt auf dem Devoll

Alter Köhlerplatz am Zusammenfluss Verba / Devoll

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Auf dem Devoll nach dem Einstieg am zweiten Tag.

Am zweiten Tag unserer Befahrung des Devoll war alles perfekt. Wir hatten das große Glück, auf der Verba (s. beide Bilder unten), einem nur selten befahrbaren Zufluss, einsetzen zu können. Die kurze, wunderschöne Schluchtstrecke war ein 1a-Aperitif für das, was noch kommen sollte.

Der Wasserstand des nachfolgenden Devoll war satt, so dass der Fluss uns in wuchtigen Katarakten mit zum Teil giftigen Löchern alles abverlangte. Ausruhen war selten angesagt und so rauschten wir einen 4er-Rapid nach dem anderen hinunter. Die Frage, wie weit wir heute noch fahren, beantwortete Gent mit "So lange ihr noch Lust habt". Das war mal eine Ansage! Wo sonst kann man mal eben so noch mehrere anspruchsvolle Flusskilometer in immer spektakulärerer Landschaft dranhängen, wenn man noch nicht genug hat?

Einfahrt in die untere Devollschlucht

Am Ende des Kernstückes der Schlucht

Auf dem unteren Devoll am Ende der Schlucht

Fix, fertig und zufrieden fielen wir abends in unsere Zelte auf einer Wiese an einem Hang, die der Jeep am nächsten Morgen nach nächtlicher Bewässerung durch Petrus trotz Allradantrieb nur mit Mühe wieder verlassen konnte.

Nach dem Frühstück schauten wir uns die anstehende, schwierige Schluchtstrecke des Devoll von der Straße aus an. Was wir sahen, sah einen Tick knackiger aus als obere Ötz bei Hochwasser. Da das triste Wetter an diesem Tag nicht unbedingt zu Heldentaten anspornte, fand einer nach dem anderen eine gute Ausrede, warum es seine Gesundheit gerade an diesem Tag nicht zuließ, diesen Abschnitt zu befahren. Die beiden sichersten Fahrer der Truppe sind natürlich gefahren, und gemessen an den euphorischen Lauten, die sie von sich gaben, als sie am Ziel eintrafen, hat es auch ein bisschen Spaß gemacht.
Aber auch die Drückeberger kamen an diesem Tag auf ihre Kosten. Der angeblich langweilige Folgeabschnitt im 3. Schwierigkeitsgrad in der nach wie vor landschaftlich imposanten Schlucht hatte bei dem von uns angetroffenen Wasserstand durchaus noch großen Unterhaltungswert, bis der Fluss dann in die Ebene austrat, wo es noch einige Kilometer Kiesbankschwälle zu bewältigen galt.

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Nach dem Devoll war dann erst mal wieder Autofahren angesagt, was in Anbetracht der schlechten Straßen lange dauern kann.

Die Zeit kann man aber prima nutzen, um sich über Land und Leute zu informieren und auch einige `kennenzulernen´.

Ein Mal habe ich Gent gefragt, ob es tatsächlich so ist, dass die beiden politischen Lager des Landes sich gegenseitig so gern in die Suppe spucken, dass sie sich bis heute nicht darauf einigen konnten, wann der albanische Nationalfeiertag (= Ende der deutschen Besatzung 1944) sein soll. Es betätigte, dass das so ist und deshalb in Albanien sowohl der 28. als auch der 29. November als Nationalfeiertag gelten. Als ich sagte, dass das ja super für die Leute ist, war ihm gar nicht klar, was ich meinte. Zwei Tage frei statt nur einem! "Ach so", meinte er, "das ist ja egal, hier schafft doch eh keiner was".
Das lässt dann wieder allerlei Spekulationen zu, wie es sein kann, dass in Tirana eine erstaunlich große Zahl von Luxuskarossen der neueren Machart unterwegs ist.

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Die friedliche Eroberung einer militärischen Anlage durch Paddler.

Das Land ist übersäht von Ein-Mann-Bunkern.

Da wir in unseren meist direkt am Fluss aufgeschlagenen Lagern immer auf die Sanitäreinrichtungen von Mutter Natur zurückgriffen, kam der Zwischenstopp im Backpackers Tirana, wo man mal wieder den Luxus einer Dusche genießen konnte, nicht ungelegen. Auch ein Einkauf mußte natürlich sein.

Nach einem kurzen Abstecher ins Nachtleben Tiranas ging es am nächsten Morgen mit einem neuen Fahrer weiter Richtung Norden. Als dieser seinen Ford Transit unter dem Gewicht von 8 Kajaks, deren Besitzern und dem dazugehörigen Gepäck in die Knie gehen sah, stand ihm schon ins Gesicht geschrieben, dass er sich die Sache anders vorgestellt hatte ...

Passend zum sommerlichen Wetter an diesem Tag lud ein wunderschöner, kristallklarer Bach, der Fan i Vogel, zum Plantschen ein. Einziger Haken: Als wir endlich auf dem Wasser waren, war es 15.00 und wir hatten noch genau fünf Stunden Tageslicht. Die Fahrtstrecke sollte 20 km betragen. In der Schlucht, die im Kernstück WW 4-5 war, gab es zwei Stellen, die auf jeden Fall zu umtragen waren.

Einstieg am Fan i Vogel

Dementsprechend legten wir in den anfänglichen Kiesbankschwällen los wie die Feuerwehr. Bei Dunkelheit noch in der Schlucht zu sein, wollte jeder dringend vermeiden, nicht nur die, die das schon ein Mal in der Türkei erlebt hatten. Es entwickelte sich eine kaum zu beschreibende Eigendynamik. Bei den beiden Umtragestellen wurden die Boote in einer Kette so schnell durchgereicht, als hätten wir das für einen Auftritt bei Wetten dass... trainiert.

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Kurz nach dem Wiedereinstieg nach einer der unfahrbaren Stellen.

Am Ende hatten wir die 20 km in nur drei Stunden geschafft.

Absoluter Höhepunkt unserer Reise war der Kir. Dessen kristallklares Wasser hat sich den Weg durch schneeweißes Grundgestein gebahnt und einen Kajakertraum mit Drop-Pool-Charakter in grandioser Landschaft geschaffen. Es erinnert alles ein bisschen an die Verzasca. Ähnlich wie dort ist auch die Verteilung der Schwierigkeiten. Es geht moderat mit WW 3-4 los und steigert sich dann bis WW5.

Hängebrücke am obersten Einstieg des Kir

Camp direkt neben dem Fluss nahe der Straße

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Der Kir, ein Traum von Fluss!

Im unteren Abschnitt muss man mehrere Abfälle besichtigen. Zu befahren sind sie aber fast alle. Der Druck, nicht zu versagen, war riesengroß, denn die Zahl der schaulustigen Kinder am Ufer, die bei einem Badegang sicher nicht mit höhnischem Applaus gespart hätten, entsprach der Größe mehrerer Schulklassen. Um genau solche handelte es sich auch, und eigentlich hatten sie gerade Unterricht. Bei einem so weitreichenden Ereignis wie der Durchfahrt von Kajakern war das aber natürlich zweitrangig, da kamen sie alle zum Fluss gerannt.

Am 2. Tag nach dem Camp auf dem unteren Kir (Bild oben u. unten)

Als nächstes Leckerli stand die Valbona auf dem Programm. Man munkelt, dass auch das ein absoluter Traumbach ist. Wir können weiter munkeln, denn wir haben ihn nie zu sehen bekommen. Unser Fahrer hatte genug von unserem stinkenden Neopren und davon, bei nicht gerade kuscheligen Temperaturen in seinem Auto zu übernachten, und hat einfach behauptet, es ginge nicht mehr weiter, der Wagen sei kaputt. Womit er nicht ganz unrecht hatte, nur war die Karre schon vor der Abfahrt nicht gerade TÜV-kompatibel gewesen und 2 Tage später in exakt dem gleichen Zustand.
Um ihn zu überzeugen, doch noch weiterzufahren, haben wir unsere gesamten Albanischkenntnisse zusammengekramt und ihm ein "Valbona" an den Kopf geworfen, was er mit seinen kompletten Englischkenntnissen konterte: "No". So standen wir kurze Zeit nach diesem Dialog neben unseren Autos und beschlossen nach Beratschlagung im Straßencafé, uns die Valbona für das nächste Mal aufzuheben und lieber auf der Heimfahrt noch ein paar Flüsse zu paddeln. Das ist ohnehin zu empfehlen, denn zu einer 24-stündigen Autofahrt am Stück gibt es durchaus Alternativen mit größerem Unterhaltungswert.

So kamen wir eher zufällig in den Genuss der Zrmanja in Kroatien, die allen als ein Highlight in guter Erinnerung bleiben wird. Nachdem wir stundenlang durch im Krieg zerstörte, verlassene Dörfer gefahren waren, wirkte der Kanu-Wegweiser mitten im Nichts schon reichlich kurios. Die Zermanja ist auf der Raftstrecke fast durchgehend Zahmwasser. Das Besondere ist zum einen ein spektakulärer 15-Meter-Wasserfall über die gesamte Flussbreite. Solch ein Naturschauspiel ganz für sich alleine zu haben, war schon ein tolles Erlebnis. Es wurden selbstverständlich einige Befahrungsrouten diskutiert, die aber keiner so ganz dringend in die Praxis umsetzen wollte.
Sportlich war dann kurz vor dem Ausstieg noch etwas geboten: Eine ca. 4 Meter hohe Tuffstufe. Wenn ich irgendeine Stufe empfehlen soll, an der man das Boofen gut üben kann, dann ist es diese. Relativ hoch, kein Rücklauf und ein prima Weg daneben, um gleich noch ein paar Mal hinunter zu hüpfen. Nachdem jeder mindestens drei Mal wieder hinaufgetragen hatte, stand fest: Wir müssen nicht nur noch ein Mal nach Albanien, sondern auch zum Tuffstufenboofen nach Kroatien wiederkommen!

Bericht und alle nachfolgenden Informationen: Stefan Matheja

Übrigens: Wenn ihr Interesse an einem Diavortrag zu Wildwasser in Albanien in eurem Verein oder Kajakshop etc. habt, ist Stefan gerne bereit zu euch zu kommen.
Kontakt: smatheja@t-online.de

Flussbeschreibungen

Tour 1
Lengarices, Vjosa - 9 km WW II-III

Einstieg: Römerbrücke (heiße Quellen) unterhalb Lengarices-Klamm - GPS: N 40´14.278 (E020´21.095)
Ausstieg: Permeti

Die Kiesbankschwälle des Lengarices sind ruckzuck durchfahren und die Mündung in den Vjosa, den Unterlauf des berühmten griechischen Aoos, schnell erreicht. Nun befindet man sich in einem Fluss von beachtlicher Breite, der wuchtige, aber nicht besonders schwierige Stellen aufweist. Auf Grund der Städtnähe bleibt dem Paddler der Anblick von Müll an den Ufern nicht erspart.
Vielleicht lohnt sich der zeitaufwendige Abstecher in die Gegend, wenn man auch die Lengarices-Klamm direkt oberhalb der Einsatzstelle an der heißen Quelle befährt. Nach Regenfällen ist die Straße zum Einstieg aber auch mit Allradantrieb oft nicht passierbar. Achtung, vor einer Einfahrt bei Hochwasser in die Klamm ist abzuraten!

Tour 2
Devoll-Oberlauf
- ca. 10 km WW III-IV+ (bei HW)

Einstieg: etwa 12 km unterhalb Maliq - GPS: N 40´43.499 (E020´37.945)
Ausstieg: Mündung Verba - GPS: N 40´43.424 (E020´32.817)

Von Maliq kommend stößt die Straße irgendwann auf den Bach. Man kann den Einstieg je nach Wasserstand flexibel wählen. Der nicht besonders breite Oberlauf des Devoll ist wuchtiger, als man glaubt, wenn man ihn von der Straße sieht. Gegen Ende der Etappe sind einige knifflige Stellen, denen man durchaus mit erhöhter Aufmerksamkeit begegnen darf.

Tour 3
Verba-Schlucht
- 3 km WW III+

Einstieg: Straße durch das Verba-Tal trifft oberhalb der Schlucht auf den Fluss - GPS: N 40´44.272 (E020´32.552)
Ausstieg: Mündung in Devoll (bzw. Tour 4 anschließen) - GPS: N 40´43.424 (E020´32.817)

Die Verba geht nur, wenn es kräftig geregnet hat. Das Wasser ist klar und sehr sauber. Nach dem Einstieg geht es ohne Punkt und Komma dem Devoll entgegen. Die wunderschöne Klamm verdient eigentlich, dass man ein bisschen länger in ihr verweilt, aber mangels Kehrwässer ist man rasend schnell durch. Bei den Baumhindernissen, die in einem so kleinen Bach jederzeit möglich sind, ist schnelles Reagieren angesagt!

Tour 4
Devoll-Mittellauf
- 20 km WW IV (V) (bei HW) und 2 x X

Einstieg: Verba-Mündung (Straße wechselt von linker auf rechte Seite des Devoll) - GPS: N 40´43.424 (E020´32.817)
Ausstieg: Beginn der großen Schlucht - GPS: N 40´42.446 (E020´24.937)

Bei fettem Wasserstand durchgehend ähnlich wuchtig wie die Ötz im Sommer. Man muss immer auf der Hut vor größeren Löchern sein. Einige Schlüsselstellen lohnt es zu besichtigen. Zwei unfahrbare Stellen liegen so nah beieinander, dass es sich lohnt, sie in einer 500 m langen Portage auf einen Streich zu umtragen. Auf diesem Abschnitt gibt es nur ein Dorf, dementsprechend unberührt ist die Natur. Es kommt definitiv Wildnis-Feeling auf!

Tour 5
Devoll-Schluchtstrecke
- 20 km WW IV-V-III-II-I (bei HW)

Einstieg: Beginn der Schlucht - GPS: N 40´42.446 (E020´24.937)
Ausstieg: durch riesiges trockenes Kiesbett (rechts) bis zur Straße tragen - GPS: N 40´49.520 (E020´12.774)

Den Auftakt dieses Abschnitts bildet der schwierigste Teil des Devoll. Auf 3 km Länge zwängen sich die Wassermassen durch eine relativ enge Schlucht. Diesen Schluchtabschnitt sollte man von der neben dem Fluss verlaufenden Straße besichtigen. Von dort sind alle Durchfahrten klar zu erkennen und die Schwierigkeiten gut zu beurteilen.
Nach diesem ersten Abschnitt ist die Schlucht landschaftlich immer noch bombastisch, die Schwierigkeiten gehen schlagartig auf WW III zurück. Direkt am Beginn der leichteren Strecke ist der Fluss von der 30 m oberhalb verlaufenden Straße aus sehr gut zu erreichen, so dass ein Einstieg hier gut möglich ist. Bei hohem Wasserstand bilden sich schöne hohe Wellen, und es gibt keine fiesen Löcher. Nach einigen Kilometern Kiesbankschwällen trägt man am Ausstieg die Boote ca. einen Kilometer durch ein von rechts kommendes trockenes Kiesbett bis zur Straße.

Tour 6
L. Fani i Vogel
- 20 km WW IV, 2 x X

Einstieg: gleich am Ortsanfang von Reps (bei der Tankstelle) - GPS: N 41´51.790 (E020´00.943)
Ausstieg: Schotterwerk Rreshen - GPS: N 41´46.583 (E019´52.236)

Wunderschöner Bach mit türkisem Wasser. Zunächst sind einige Kilometer Kiesbankschwälle bis zum Eintritt in die Schlucht zu bewältigen. In der Schlucht steigen die Schwierigkeiten so schlagartig auf WW IV an, dass man davon schon etwas auf dem linken Fuß erwischt werden kann. Also Augen auf, denn es kommen auch zwei unfahrbare Felsstürze, die recht mühsam umhoben werden müssen. Leider ist die Schlucht mit den interessantesten Stellen ein bisschen kurz, und schneller als erwünscht schaufelt man wieder durch Kiesbänke dem Ausstieg entgegen.

Tour 7
Kir
- 7 km WW III-IV

Einstieg: Fußgängerbrücke oberhalb des Ortes Kir (am Ausgang einer Schlucht) - GPS: N 42´11.865 (E019´42.483)
Ausstieg: "Camp"

Traumbach mit türkisem Wasser und weißen Felsen. Die (arg holprige) Straße begleitet den Fluss jederzeit, so dass man den Einstieg je nach Wasserstand wählen kann. Flussabwärts steigern sich die Schwierigkeiten immer mehr. Als einzige Möglichkeit für ein Camp bietet sich in dem Tal ein schmaler, wunderschön gelegener Grünstreifen direkt neben der Straße an, der auf der Anfahrt nicht zu übersehen ist. An dieser auf der rechten Flussseite gelegenen Stelle kann man die Fahrt unterbrechen, um sie am nächsten Tag an den folgenden, schwierigeren Stellen fortzusetzen.

Tour 8
Kir
- 3 km WW V, 1 x X

Einstieg: "Camp"
Ausstieg: Bei Nachlassen der Schwierigkeiten (von Straße gut zu erkennen) - GPS: N 42´07.847 (E019´36.630)

Nach dem Camp werden die Abfälle höher. Eine Stelle zu Beginn dieser Strecke muss umtragen werden, alle anderen Stellen sind nach Besichtigung fahrbar. Der Fluss hat klassischen Drop-Pool-Charakter, so dass die Bergung von Mensch und Material bei gescheiterten Befahrungsversuchen gut möglich ist.
Es ist sehr zu empfehlen, nach Befahrung beider Strecken einen Tag dranzuhängen, um Tour 7 und 8 gleich noch einmal am Stück zu fahren!

Weitere empfehlenswerte Flüsse:

Freunde schwieriger, steiler Bäche sollten eine Reise zu Shala und Valbona (nur mit Fähre und daher nur mit großem Zeitaufwand zu erreichen) in Erwägung ziehen.
Eine sehr empfehlenswerte 2-Tages-Tour über 60 km durch eine fantastische Schlucht kann man im Süden auf dem Osum (Auto-Shuttle: 300 km!) unternehmen.


Auf der Heimfahrt:

Tour 9
Zrmanja (Kroatien) - 15 km Zahmwasser, 1 x VI, 1 x WW III, 1 x Juhu

Einstieg: Kaštel Žegarski, an der Bude des Nationalparks - GPS: N 44´09.622 (E015´51.199)
Ausstieg: Straßenbrücke am Raftausstieg mit Kiosk - GPS: N 44´11.657 (E015´45.495)

Ein- und Ausstieg sind ausgeschildert. Falls die Angestellten des Nationalparks einen ohne einen Guide nicht fahren lassen möchten, ist es hilfreich, 30 Länder in 5 Kontinenten aufzuzählen, in denen man angeblich schon Kajak fahren war, bis die Herren genervt sagen "Dann fahrt halt". Man kriegt auch noch mit auf den Weg gegeben, wo man die drei Schlüsselstellen zu umtragen hat. Bei der ersten der Stellen, einem 15 m hohen Wasserfall, kann man den Rat ja mal befolgen. Die zweite Stelle, die sich als ein 20 m langer Schwall im 3. Grad entpuppt, ist durchaus fahrbar, und spätestens an der dritten Schlüsselstelle hätte es genervt, einen Guide dabei zu haben, der einen zum Weiterfahren drängt. Es handelt sich um eine 4 m hohe Tuffstufe über den gesamten Bach. Man kann leicht wieder hochtragen und erneut fahren. Leider wussten wir nicht, dass der Ausstieg danach nicht mehr weit ist, sonst hätten wir sicher noch ein paar Hüpfer mehr gemacht.

Tour 10
Savinja (Slowenien), 11 km WW IV-III-II (bei HW)

Einstieg: Wehr an einer Wiese oberhalb Luce (Kiesparkbucht) - GPS: N 46´21.567 (E014´44.243)
Ausstieg: Brücke oberhalb Ljubno: N 46´21.090 (E014´49.168)

Wenn man sich schon mal auf dem Heimweg von Kroatien befindet, sollte man in Erwägung ziehen, anstatt noch der Soca zum hundertsten Mal einen Besuch abzustatten, einen Fluss zu befahren, der ein bisschen isoliert von anderen Paddelgebieten liegt und den man sonst nicht so gut erreicht. Die Savinja überzeugt mit schöner Wasserfarbe und sportlicher Fahrstrecke. Bei hohem Wasserstand wird es in der Kernstelle sehr wuchtig, so dass man seine Linie genau treffen sollte. Die Schlüsselstellen befinden sich in einer S-Kurve und können von der Straße aus besichtigt werden.

Allgemeine Informationen zum Paddeln in Albanien

Albanien hat 3,5 Millionen Einwohner und ist in etwa so groß wie das Bundesland Brandenburg. Über zwei Drittel des Landes sind Bergland, der höchste Berg (Korab) ist immerhin 2764 m hoch. Zu der schwierigen Geographie kommt hinzu, dass der Kommunismus (1944-1990) für den Ausbau der Infrastruktur des Landes nicht gerade hilfreich war. Die einzige Autobahn ist 20 km lang. Für den Paddler bedeutet das, dass er beim Autofahren viel Geduld mitbringen muss, denn auch kurze Strecken können sich ziehen wie Kaugummi. Gerechnet wird nicht in Kilometer sondern in Fahrstunden!

Charakter

Die Auswahl an verschiedenen Flüssen ist nicht eben riesengroß, dafür sind die Flüsse dann top. Im Süden überzeugen Wasserwucht und Anzahl der am Stück paddelbaren Kilometer, während im Norden eher Drop-Pool-Charakter wie aus dem Bilderbuch mit schneeweißen Felsen und türkisem Wasser angesagt ist.

Beste Zeit

April und Mai

Ausrüstung

Das Spielboot kann man getrost zu Hause lassen. Bei den oft langen Paddelstrecken empfiehlt sich ein Wildwasserboot, in dem man bequem sitzt und in dem man gegebenenfalls die Ausrüstung für eine Mehrtagestour (auf dem Osum) unterbringen kann. Eine umfangreiche Sicherheits- und Medizienausrüstung ist in den abgelegenen Gegenden unverzichtbar.

Geld

Albanien ist ein sehr preisgünstiges Reiseland. Für 5 € kann man schon ganz gut Essengehen, ein Laib Brot kostet ca. 30 Cent, der Liter Diesel 0,76 € und ein bewachter Parkplatz für 24 Stunden 1,50 €.
Währung: Lek. 125 Lek = 1 Euro. Die Bezahlung mit Euro wird oft geduldet, ist aber nicht gern gesehen. In Tirana gibt es Wechselstuben und EC-Automaten. Vorsicht: Lek werden nirgends in Euro zurückgetauscht!

Anreise

Mit dem eigenen PKW über Graz - Maribor - Zagreb - Split - Dubrovnik - Tirana. Wenn man nicht gerade von der Tara und der Moraca kommt, sollte man wegen des Straßenzustands nicht über Podgorica/Shkodra, sondern über den südlicheren und kleineren Grenzübergang Sukobin einreisen.
Vor der Einreise muss man mit der Versicherung klären, ob der eigene PKW in Albanien ausreichend versichert ist. Bei der Einreise muss man den Fahrzeugschein, die grüne Versicherungskarte, einen internationalen Führerschein und einen noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass vorweisen. Es sind 10 Euro Einreisegebühr sowie 2 Euro für die Desinfektion des Wagens bezahlen. Bei der Ausreise sind pro Tag pro Auto noch einmal 1 bzw. 2 Euro (Pkw/Bully) Straßensteuer fällig. Eigentlich unverschämt für die Straßen noch Geld zu verlangen!
Eine weitere Option ist natürlich zu fliegen. Flüge gab es im Frühjahr 2006 nicht unter 330 Euro, aber vielleicht entschließt sich ja Germanwings irgendwann Tirana nicht nur im Sommer anzusteuern.

Transport vor Ort

Ein Auto mit viel Bodenfreiheit (und lauter Hupe!) ist in Albanien ein Muss. Vorsicht beim Tanken: Der Sprit wird oft gestreckt. Möglichst an Zapfsäulen mit Digitalanzeigen tanken.
Radarkontrollen sind häufig, vor allem in sinnlosen Tempo-40-Zonen auf der Landstraße. Allerdings sind sie von weitem gut zu erkennen, da immer eine Gruppe Polizisten in Warnwesten um das Messgerät stehen ...
Wer möchte, kann man sich die Flüsse für 110,-€/Tag von Albaniens einzigem Paddler per Allrad-Jeep zeigen lassen: www.outdooralbania.com. Wenn man diese Option mit einer Anreise im Flugzeug verbindet, hat man ein Rundum-Sorglospaket mit sehr gutem Preis-/Leistungsverhältnis.

Sprache

Mit Englisch kommt man im Allgemeinen nicht sehr weit. Die Leute können eher noch Italienisch oder Deutsch.
Sich ein paar Brocken Albanisch anzueignen, ist kein Fehler und kommt dort unten sehr gut an. Grundlegendes gibt's im Internet: www.albanien.ch/nla/art/Art43.html.

Übernachtung

Ein großes Plus einer Albanienfahrt ist, dass Wildzelten im Hinterland völlig problemlos möglich ist. Richtige Campingplätze sind in Albanien ohnehin unbekannt.
Neben den Hoteloptionen gibt es in Tirana jetzt auch ein empfehlenswertes Backpacker-Hostel (12 €/Nacht): www.hostelsweb.com/hostelsweb.com/hostel.php?HostelNumber=13269
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Essen

Alles Nötige für die Selbstverpflegung einzukaufen, ist in Albanien kein Problem. In den Städten gibt es tolle Märkte mit frischen Sachen, und Läden finden sich auch auf dem Land immer wieder.
Im Restaurant sind griechische, türkische und italienische Speisen beliebt und in der Regel auch sehr billig. Bei einem Preis von 1 Euro pro Glas Bier kann man dann auch schon mal zwei trinken ...

Sicherheit

Mit Blutsfehden hat man als Tourist nichts zu tun! Bewaffnete Überfälle sind in Albanien nicht üblich. Man kann sich nachts in Tirana stressfrei bewegen, wahrscheinlich ist es sicherer als zu Hause. Die größte Gefahr geht vom Straßenverkehr aus!

Flussführer/Literatur

Internet:
www.kajak.at


Bücher:
Albania, The Bradt Travel Guide, Gillian Gloyer, Bradt
Albanien, Edition Temmen
Albanisch - deutsch und deutsch- albanisches Taschenwörterbuch, Armin Hetzer, Buske

Karte:
Albanien 1:220.000 wasserfest und unzerreißbar, Reise know- how
Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro 1:600.000 freytag & berndt

07.09.2007

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